Wie funktioniert’s?

Sie haben noch nie von Blindenfußball gehört? Sie glauben nicht, dass es so etwas gibt? Sie denken, dass es etwas mit Rasenschach oder menschlichem TippKick zu tun hat? Oder wollen Sie einfach nur wissen, was mich als sehender Torwart am Blindenfußball fasziniert?

Dann lassen Sie sich in die Welt des Blindenfußballs entführen…

Folgendes Foto zeigt eine typische Spielszene. Ein Guide hinter dem Tor weist dem Angreifer den Weg zum Tor. Die 4 Feldspieler pro Mannschaft auf dem Spielfeld sind völlig blind. Selbst Spieler mit Sehrest werden mit sogenannten Eyepads abgeklebt um Chancengleichheit zu gewährleisten. Ein Kopfschutz beugt Verletzungen vor. Als sehender Torwart darf ich mich nicht aus meinem Zweimeterraum herausbewegen. Selbst eine Fußspitze, die über der Linie ist, würde durch den Schiedsrichter im Hintergrund mit einen 6m Strafstoß geahndet. Leider können meine Verteidiger nicht mehr eingreifen und so bleibt mir noch die Option, mich möglichst breit zu machen und keine Lücke offen zu lassen, denn ein Reflex aus derart kurzer Distanz ist nahezu unmöglich.

Alex Fangmann versucht einen Treffer zu erzielen

Artikel aus der Mainpost, April 2011, Foto: Katharina Kreißl

Es gibt zwei Arten von Strafstößen im Blindenfußball: 6m oder 8m.

Ersterer wird dem gegnerischen Team bei einem Foul im eigenen Strafraum zugesprochen oder wenn der Torwart, wie bereits erwähnt, sich aus seinem 2m Strafraum herausbewegt. Einen 8m Strafstoß gibt es ab dem vierten und dann ab jedem weiteren Teamfoul in einer Halbzeit. Bei einem Strafstoß werden die Pfosten für den Spieler angeklopft, hier hat jeder Schütze seine Vorlieben. Oben, unten in der Mitte, das Anklopfen gibt dem Spieler die nötige Orientierung, wo das Tor steht. Es gibt Nationen, deren Strafstoßexperten, die Bälle reihenweise im Winkel versenken. Kaum eine Chance selbst für den sehenden Torwart.

Strafstoss Dan English im Spiel Deutschland gegen England bei der Euro 2013

9. Blindenfußball Europameisterschaft 2013 in Italien. Beim Stand von 2:1 für Deutschland gibt es nach einem Foul im Strafraum einen 6m gegen uns. Aber es blieb beim 2:1. (Foto: Husmann)

Klar: Wichtigste Aufgabe eines Torwarts im Fußball ist es natürlich seinen Kasten sauber zu halten. Dennoch, an einen Torwart im Blindenfußball werden andere Anforderungen gestellt als den Torwart im sehenden Fußball. Gespielt wird auf ein Handballtor und wie bereits erwähnt darf sich der Torwart aus seinem 2m Raum nicht herausbewegen. Sehr gute Reflexe sind hier also weit mehr von Bedeutung als Sprungkraft oder gar Strafraumbeherrschung. Neben dem Halten der Bälle ist der Keeper auch als „sehendes Auge“ seiner Abwehrreihe gefordert. So müssen die gegnerischen Angreifer unentwegt im Blick behalten werden. Schuss oder Pass? Muss mein zweiter Verteidiger weiter zurück, da sich der gegnerische Stürmer gerade lösen möchte? Wird es brenzlig, müssen sekundenschnell lautstarke und punktgenaue Anweisungen gerufen werden. Nicht selten powert ein Blindenfußballspiel stärker psychisch als physisch aus. Gelingt es mir, mit meinen Verteidigern so gut zu kommunizieren bzw. die Abstimmung so zu perfektionieren, dass die gegnerischen Spieler seltener zum Abschluss kommen, kann logischerweise auch weniger passieren. Das dies immer gelingt ist natürlich illusorisch.

Spielszene aus Heidelberg

Hier war mein Nationalmannschaftskollege Vedat Sarikaya im Spiel unserer Würzburger gegen Stuttgart einfach zu schnell und kam frei zum Schuss, Jens konnte nicht mehr eingreifen, aber ein Tor gelang in diesem Spiel nur uns. Endstand 1:0 damals 2012 in Heidelberg. (Foto: Tom Sekula)

Vedat trifft mich im liegen mit dem Knie am Kopf

Hier wird es eng in meinem Strafraum. Aber einen Vorwurf kann man den gegnerischen Spielern in der Regel nicht machen, so salopp es klingt, aber sie sehen mich ja nicht. Hier liegt es am Keeper, sich zeitnah mit einem lauten „TORWART“ bemerkbar zu machen. Auch wird ein fairer Guide hier versuchen, seinem Stürmer rechtzeitig mit einem entsprechenden Zuruf zu stoppen. Trotzdem ist solch ein Zusammenprall in der Hitze des Spiels nie auszuschließen. Was mir am Blindenfußball sehr gefällt, ist – trotz allem Ehrgeiz und Siegeswillen – die Fairness und das Miteinander. (Foto: Katharina Kreißl)

Den Blindenfußball gibt es natürlich auch in bewegten Bildern. Im September 2013 besuchte uns das Team von Radio Gong im Training. Eine wirklich super Sache!

Link zu Radio Gong

Viel Spaß im Training mit dem Team von Radio Gong (Foto: Marcus Meier)

Das Video vom Funkhaus Würzburg gibt es über den folgenden externen Link, Copyright: Funkhaus Würzburg, Video: Ulli Assel
Radio Gong spielt Blindenfußball

Noch immer nicht genug Informationen? Dann schauen Sie sich gerne weiter auf meiner Seite um. Alternativ gibt es eine sehr empfehlenswerte Internetpräsenz auf der Sie regelmäßig die neuesten Informationen aus der deutschlandweiten Blindenfußballcommunity finden können. Hier der Link (das Anklicken öffnet eine neue Seite) zu www.blindenfussball.net:

Aktuelle Infos rund um den deutschen Blindenfussball

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